Im heutigen Artikel wird zwar wieder einmal gebacken, denn Big Baba H hat Geburtstag!- ja im Juli ist bei uns was los- doch diesesmal ohne Rezept.
Heute geht es darum, wie man Das Rechnen spielerisch in den Alltag integrieren kann, damit man Kindern von Anfang an den Umgang mit Zahlen näher bringt.
Denn: das man Kinder die eigene Sprache lehrt, ist für Bezugspersonen ganz normal. Leider sieht das bei der Mathematik nicht so aus. Dabei ist auch das Rechnen und der Umgang mit Zahlen für Kinder enorm wichtig, da sie allgegenwärtig sind.
Wenn Kinder sich schon früh mit der Welt der Zahlen auseinandersetzten, fällt es ihnen das Rechnen später leichter. Zahlen kennen, verstehen und mit ihnen aktiv umgehen, ist ein progressiver Prozess; das heisst, Kinder müssen es schrittweise lernen. Mathematik ist wie eine Fremdsprache, in der verschiedenen Mengen unterschiedliche Symbole, nämlich die Zahlen, zugeordnet werden. Die 2 steht für eine Menge von zwei Dingen. Dabei ist es unwichtig, ob es sich um Tassen, Gedanken oder Tiere handelt, lediglich die Menge wird benannt. Das müssen Kinder erst einmal verstehen. Mit den Mengen kann dann gerechnet werden; dabei geht es ums Addieren/ Subtrahieren.
Praktische Aufgaben
Mit Klein-h (mittlerweile bald 2 Jahre) handhaben wir es im Alltag rund um die Zahlen beispielsweise so:
Zahlen erkennen
Wichtig ist es in erster Linie, nichts zu forcieren/zu erzwingen, denn das würde die kindliche Neugier zerstören! Klein-h interessiert sich jedoch sehr für Autos und deren Nummernschilder. Seit etwa einem halben Jahr zeigt er immer auf die 3. Also benennt man die 3, als "3".
Dasselbe ergibt sich bei uns jeweils in der Wohnung, bei den Reglern von Küchenmaschine, Kaffeemaschine und des Kochherdes. Er zeigt auf die Zahlen. Dabei erkennt er bereits die 1 und die 3, welche er auch so benennt.
Zählen
Viele Bezugspersonen von Kindern zählen beispielsweise "1,2,3..!" (oder countdownmässig rückwärts)und dann darf ein Kind hüpfen, muss kommen, etwas verräumen. Ich muss gestehen: Auch ich war so/ertappe mich hin und wieder, dass ich soetwas mache... Dabei hat dies gar nichts mit einer Menge zu tun. Seit mir dies bewusst ist, sag ich lieber: Achtung, fertig, los! Auch Klein-h macht das so. Denn Zählen ist die Vorstufe für das Erfassen von Mengen. Und zählen geht eigentlich immer und überall: die Zahnbürsten im Bad, die Schuhe im Regal, die Gläser auf dem Tisch, die Bilder an der Wand, die Finger einer Hand oder die Platten auf dem Herd. Dabei sollte einfach beachtet werden, dass die Mengen nicht zu gross werden. Mit Klein-h geht es im Alltag oft darum, dass er sich zum Baden 1 oder 2 Badekugeln aus dem Gefäss nehmen darf. Oder wir mit ihm vereinbaren, wieviel Löffel Salat, Gemüse, Reis etc. er sich schöpft (und das klappt! Denn Kinder in dem Alter sind gerne selbstständig und eifern uns Grossen nach!). Oder wieviel Eier er aus dem Karton nehmen darf, die wir fürs Backen brauchen. So macht das Zählen auch jedes Mal Sinn. Und sinnstiftende und gleichzeitig Spass machende Tätigkeiten sind erwiesen nachhaltiger, als reine Theorie.
Mengen
Neben dem Zählen ist es auch wichtig, dass Kinder möglichst früh lernen, Mengen auf einen Blick zu erfassen. Wenn sie immer nur zählend rechnen, dann dauert der Rechenvorgang später sehr lange. Daher ist es sinnvoll, Kinder immer wieder mal anzuregen, Mengen bis (beispielsweise) fünf auf einen Blick zu erfassen. Mit meinen grösseren beiden mache ich hin und wieder dabei ein Spiel daraus, indem ich sie Gegenstände schätzen lasse: Wie viele Orangen liegen in der Obstschale?
Oder ich lasse sie die Augen schliessen und frage sie: Wie viele Bälle im Garten? Wie viele Karten liegen offen auf dem Tisch? Dies regt zusätzlich das Kurzzeitgedächtnis an und verbildlicht Mengen nocheinmal innerlich.
"Rechenspiele" im Alltag
Der nächste Schritt zum Verständnis von Rechenvorgängen ist der Umgang von Mengen.
Hier ist Einkaufen, Kochen und Backen eine wirklich grosse Hilfe! Wenn ihr das also gern macht, habt ihr schon einmal einen grossen Pluspunkt! Jetzt lasst 'mal nur eure Kinder machen...!
Wichtig dabei ist:
-genügend Zeit einplanen
-gute (Vor-)Planung eurerseits
-ruhig und gelassen bleiben
-Chaos zulassen (Kinder sind Kinder und keine kleine Erwachsene! Fehler dürfen gemacht werden! Lacht darüber, redet darüber. Aber: kein Schimpfen und Schlecht machen)
Geht mit euren Kindern einkaufen. Unterwegs habt ihr bestimmt auch schon die Möglichkeit zum Zählen, Mengen erkennen etc.
Im Kaufhaus angekommen, kauft ihr mithilfe des gemeinsam erstellten Einkaufszettels die benötigten Lebensmittel ein. Dabei können kleinere Kinder kleine Menge in den Korb packen und ältere grössere (Zählen/Mengen erfassen). Lasst euch Zeit. Es ist kein Wettrennen, Wettbewerb oder sonst etwas in dieser Richtung- es soll ja Spass machen! An der Kasse können Kinder im Alter wie King H (bald 14 J.) ausrechnen (je nach Menge der Artikel) oder grob überschlagen, wie teuer der Einkauf wird. King H, wie auch Mümmi H (bald 10 J.) können dann an der Kasse das Rückgeld kontrollieren, nachdem sie bezahlt haben.
Wenn auch hinter euch eine Menschenschlange entsteht: Egal! Auch diese waren einmal jünger und musdten den Umgang mit Geld, Lebensmitteln, dem Ein- und Auspacken erlernen.
Ruhig und freundlich bleiben, der kassierenden Person danken und euren Sprösslingen zum Einkauf gratulieren.
Zuhause angekommen, packt eure Zutaten aus. Hier könnt ihr noch einmal zählen (Milchprodukte, Früchte, Fleisch...), wenn ihr mögt.
Beim Backen, so wie wir es gestern als Überraschung für Big Baba H getan haben, lassen sich die Kinder wieder super integrieren. Wobei integrieren das falsche Wort ist: Ich habe mich rausgenommen und habe nur Hilfestellungen gegeben, wo diese explizit verlangt wurde...
Also:
-lasst eure Kinder die Backanweisung selber lesen und beispielsweise ml in dl alleine umrechnen
-lasst eure Kinder den Teig selber in 4 gleich grosse Stücke teilen
-ermuntert eure Kinder, dass sie Wasser, Milch und Co. selbstständig abmessen können, genauso, wie sie Mehl, Zucker und Haselnüsse wiegen können
-lasst Kinder Zutaten verdoppeln/halbieren
-lasst sie Eier selber aus der Schachtel nehmen/das Backpapier fürs Blech vorbereiten
-lasst Fehler zu
-lasst sie kreativ sein!
-Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen
So nebenbei: Es ist auch wichtig, dass sie die Texturen der Lebensmittel sensorisch wahrnehmen! Was ist warm, kalt, kühl, heiss? Was ist fühlt sich geschmeidig an, was hart? Wie schmecken die Lebensmittel einzeln (süss, sauer, salzig, umami, scharf), wie zusammen? Wie gebacken? Also lasst sie auch naschen... 😉
Auch der Umgang mit der Zeit, den Hilfsmittel (Schüsseln, Messer, Mixer, Löffel, Ofen...) ist enorm wichtig für die Kinder und stärkt deren Selbstachtung, praktische Erfahrungen und Eigenständigkeit. Nicht desto trotz benötigt es natürlich das Zusein eines Erwachsenen.
Textaufgaben
Vielen Schulkindern fällt es schwer, Sach- oder Textaufgaben zu verstehen und richtig zu lösen. Dem könnt leicht vorbeugen, indem ihr einfach kommentiert, was ihr tut: "Ich nehme jetzt zwei Teller aus dem Schrank und dann nehme ich noch zwei Gläser dazu. Wie viele Geschirrteile habe ich jetzt?"
Im Bereich der Addition ist dies (zunächst) leichter, als beim Subtrahieren. Aber auch das lernen Kinder mit ein wenig Geduld und anschaulichen Beispielen meist schnell.
Wir, respektive die Kinder, haben Baba H für die Arbeit ja 4 verschiedene Mini-Gebäcksorten zum Mitnehmen für die ArbeitskollegenInnen gebacken. Wenn ich Mümmi H nun fragen würde: "Big Baba H hat auf seinem Teller 3 Nusshörnchen, 2 Plunderkolatschen, 2 Zitronenmuffins und 4 Lebkuchen. Als er kurz weggeht, kommt sein Boss und nascht von jeder Sorte eines weg. Wieviel Gebäckstücke sind noch auf dem Teller?" ...würde sie mit höchster wahrscheinlichkeit nicht "7" antworten sondern: "Hee, der soll sich doch selber einen Teller machen-soo frech! Aber es wären 2 Nusshörnchen+1 Kolatschen+ 1 Muffin +3 Lebkuchen= 7 Stück. Es sind noch 7 Gebäckstücke drauf!!!"
Plunderkolatschen und Lebkuchen, alles in Miniformat
Mini-Nusshörnchen und Mini-Zitronenmuffins